Die Baixa wurde im Jahr 1755 während des Erdbebens, das die Geschichte Lissabons prägt wie kein anderen Erlebnis, beinahe vollkommen zerstört. Wo es früher ein Wirrwarr aus mittelalterlichen engen Gässchen gab, ist das Viertel nun von symmetrischen breiten Straßenzügen und großzügig angelegten Plätzen geprägt. Zu letzteren gehören vor allem der geschäftige Rossio...
... und der prachtvolle Praca do Comércio direkt am Tejo.
Die geradlinigen Straßenzüge zwischen den Plätzen wurden ursprünglich den verschiedenen Zünften und Handwerkern zugesprochen. Eine Aufteilung, die bis heute im Wesentlichen erhalten geblieben ist. So gibt es Straßen, in denen Schuster und Schuhgeschäfte dominieren, in anderen drängt sich Friseur an Barbershop.
Überall aber gibt es Cafés, Lebensmittelläden und Konditoreien im Überfluss.
Eine eindrucksvolle Sehenswürdigkeit ist übrigens die Igreja Sao Domingos, welche einst in ihrer Pracht Schauplatz königlicher Hochzeiten war. Allerdings wurde auch diese Kirche nicht von der von Katastrophen gekennzeichneten Geschichte Lissabons verschont. Ein Brand zerstörte das Innere des Bauwerks im Jahr 1959. Die einst mit Azulejos reich verzierten Wände sind nun kahl und mit Brandspuren versehen, der steinerne Altar zeigt deutliche Schmelzspuren.
Direkt vor der Kirche überlebte eine besondere Institution seit 1840 glücklicherweise sämtliche Unglücke: Die Ginjinha. Ein kleines Straßenlokal, in dem ausschließlich der typische Kirschlikör verkauft wird. Es klingt grundsätzlich ganz einfach: Man trinkt den Schnaps, isst die eingelegte Kirsche und versucht, den Kern ins Gläschen, das man mit ausgestrecktem Arm vor sich hält, zurück zu spucken. Leider ist letzteres viel schwieriger als gedacht und je öfter man probt, desto schwieriger wird es naturgemäß ;)
Und da wir nun schon beim Thema Nationalgetränke waren, haben wir uns auf dem Lago do Carmo, wichtigster Schauplatz der Nelkenrevolution im Jahr 1974, im Schatten von Palisanderbäumen auch gleich ein Gläschen Portwein gegönnt.
So gestärkt waren wir bereit für den Aufstieg in die Oberstadt, Bairro Alto. Die Lage der Stadt auf verschiedenen Anhöhen verleiht ihr ein ganz besonderes Stadtbild. An vielen Stellen wirkt es so, als würden Häuser auf Häusern wachsen.
Auch die verschiedenen Aufzüge und Standseilbahnen, die Ober- und Unterstadt miteinander verbinden, sind Sehenswürdigkeiten für sich.
Wir haben den Aufstieg ganz ohne technische Hilfsmittel geschafft und wurden am Miradouro de Sao Pedro de Alcantara mit einem wunderschönen Ausblick belohnt.
Hier und am Praca e Jardim do Principe Real unter dem 25 Meter breiten Dach einer Zeder lässt es sich wunderbar chillen.
Die Oberstadt ist im Übrigen in erster Linie ein Ausgehviertel. Abends sind die Straßen mit bunten Lichtern und Menschen gefüllt...
Fürs Abendessen haben wir heute ein typisches und vor allem von Portugiesen frequentiertes Lokal gewählt, in dem es bodenständige einheimische Küche gab: Fisch und Fleisch gegrillt oder paniert, mit Kartoffeln in allen Variationen als Beilage. Das Essen war köstlich UND ein großes Bier kostet nur 1,40 Euro. Besser könnte es nicht sein.
Nach fast zwölf auf und ab zurück gelegten Kilometern wartet jetzt das weiche Hotelbett auf uns...
Gute Nacht und bis morgen! :)
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