Montag, 19. September 2016

Coimbra - Where the f... is Coimbra?

Um die Antwort auf die Frage gleich vorweg zu nehmen: Coimbra ist eine Universitätsstadt und die drittgrößte Stadt Portugals. Sie liegt malerisch an einem Hügel am Ufer des Rio Mondego.


Trotzdem ist sie nicht gerade die erste Wahl für Portugal-Touristen, die - so wie wir - das erste bzw zweite Mal in Portugal sind. Wir haben uns für ein paar Tage in Coimbra entschieden, denn es sind gerade die Städte abseits der Touristen-Trampelpfade, in denen man das Alltagsleben zu spüren bekommt. Und wir wurden nicht enttäuscht. Coimbra ist in jeder Hinsicht, kulinarisch wie kulturell, sehr speziell...

Für unsere Erkundung der Stadt haben wir uns gerade den richtigen Tag ausgesucht, nämlich den ersten Tag im neuen Semester. Die Universität von Coimbra ist DIE Sehenswürdigkeit, das Markenzeichen, das alles beherrschende Thema von Coimbra.


Die Universität wurde 1290 gegründet, ist die älteste Universität Portugals und eine der ältesten Universitäten Europas. (Zum Vergleich: Die Universität Wien wurde 1365 gegründet.) Nicht so gerne werden die Portugiesen daran erinnert, dass auch der Diktator Salazar Student und später Professor an der Universität Coimbra war und für den monumentalen Neubau der Universität in den 1940er Jahren verantwortlich zeichnet.

Die Universität bestimmt bis heute maßgeblich das Bild und das Leben der Stadt. Die traditionelle Uniform der Studenten, ein sehr eleganter Anzug mit Gilet, Gehrock und Cape wird nach wie vor von vielen der rund 30.000 Studenten getragen. Für uns ein sehr ungewohntes Bild...


Eine Besonderheit stellen die Studentenwohngemeinschaften der Republicas dar, die seit dem frühen 14. Jahrhundert mit Sonderrechten ausgestattet sind. Angeblich gibt es nach wie vor eine breite Palette an nicht ganz netten Aufnahmeritualen für die Erstsemester.



In diesem Umfeld entstand eine eigene Variante des Fados, der Fado de Coimbra. Anders als beim Fado, den man etwa in Lissabon in vielen Lokalen zu hören bekommt, gibt es hier in Coimbra nur männliche Fado-Sänger, die allesamt (ehemalige) Angehörige der Universität von Coimbra sein müssen. Der Fado als Kulturform wird hier hochgehalten und so haben wir uns im Fado ao Centro, dem Fado-Kulturzentrum von Coimbra, eine Fado-Vorstellung gegönnt. Eine sehr professionelle Darbietung für nur zehn Euro - definitiv empfehlenswert!



Neben vielen weiteren Sehenswürdigkeiten, die die Stadt so zu bieten hat, sticht eine noch besonders hervor: Die Küche von Coimbra. Ein typisches Gericht ist etwa Chanfana, ein Eintopf aus Ziegenfleisch und Rotwein. Klingt irgendwie ... furchtbar und mussten wir deshalb gleich verkosten.


Was optisch und akustisch wenig ansprechend ist, schmeckt sehr, sehr gut. Das Fleisch ist mit vielen Gewürzen (Nelken, Zimt, Lorbeer ...) butterweich gekocht und lässt den erwarteten charakteristischen Ziegengeschmack zum Glück völlig vermissen.

Wem das trotzdem zu steil ist, der kann auch mit einem anderen typischen Gericht, der portugiesischen Version einer Paella, Vorlieb nehmen:

 

Daneben gibt es natürlich - sonst wären wir ja nicht in Portugal - jede Menge ortstypische Süßigkeiten:




So, und als wäre das alles nicht genug, naschen wir gerade das Honeymoon-Geschenk unseres Vermieters, eine kleine Schachtel feine Pralinen und Portwein... In Portugal lässt sich keine Diät beginnen.



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