Nach insgesamt 21 Tagen, 75,4 Stunden im Auto und 205,2 zu Fuß und 4.287,3 mit dem Auto zurück gelegten Kilometern sind wir wieder zuhause angekommen. Ich hoffe, wir haben euch mit dem Blog Appetit auf eine Südfrankreich-Reise gemacht. Falls ja, haben wir hier noch zwanzig Tipps, was man in Südfrankreich besser unterlässt...
1. Auf das Dessert verzichten. In französischen Restaurants fährt man preislich am besten, wenn man ein Menü, meist bestehend aus Vorspeise, Hauptspeise und Dessert, bestellt. Nach Vorspeise und Hauptspeise ist man oft schon so satt, dass man manchmal versucht wäre, das Dessert abzubestellen. ... Nein, tut das bloß nicht! Frankreich ist das Land der Patisserie-Kunst und selbst ein einfaches Eis schmeckt dort zum Niederknien gut. Lasst euch aus eigener Erfahrung sagen: Es passt mehr in einen hinein als man glauben würde.
2. Eine fleischlos-fructovegane-lactose- und-glutenfreie Diät
durchziehen. Die französische Küche ist von den diversen Ernährungstrends
bislang (zum Glück) verschont geblieben. Selbst als Vegetarier hat man
es schon schwer. Das ist aber ganz gut so. Südfrankreich ohne
Fisch, Meeresfrüchte, Foie Gras und Lamm ist halt nicht dasselbe.
3.
Andouillette bestellen. Grundsätzlich vertreten wir ja den Standpunkt,
dass man in einem fremden Land einfach mal mutig sein sollte, was das
Essen anbelangt. Eine Ausnahme ist nur die Andouillette, eine
französische Spezialität. Roman ist dieses Wagnis bei unserem letzten
Frankreichurlaub 2012 eingegangen und hat heute noch ein Trauma... Wer
wissen möchte, was diese ominöse Andouillette ist, muss den Begriff nur
in einer Suchmaschine eingeben. Seht euch auch die Bilder an :)
4. Einen großen Frühstückshunger haben. Der typische Franzose
frühstückt einen Café im Stehen, allenfalls dazu noch ein Croissant. Für
die Touristen bemüht man sich viel mehr: Es gibt mindestens noch
Baguette, Butter, Marmelade und Joghurt, manchmal auch Käse, frisches Obst und
Kuchen, selten weiche oder harte Eier. Mehr darf man sich dann aber
wirklich nicht erwarten.
5. Um 16.00 Uhr Hunger bekommen. So sehr im Straßenverkehr das "Laisser
Faire"-Prinzip vorherrscht, so wenig gilt dies im kulinarischen Bereich. Die
meisten Restaurants, vor allem in den kleineren Städten, haben nur zu
Mittag und am Abend geöffnet. Abends werden die Tische oft nur ein
einziges Mal vergeben. Wenn das Restaurant erst mal voll ist, werden
daher alle weiteren Gäste (freundlich) abgewiesen.
6. "Schnell" eine "Kleinigkeit" zu Abend essen. Die Tische werden auch
deshalb nur einmal pro Abend vergeben, weil ein französisches,
mehrgängiges Abendessen mindestens zwei, eher drei, Stunden in Anspruch nimmt. Es
ist zwar unüblich, aber durchaus akzeptiert, nur zwei oder auch nur
einen Gang zu essen ... dennoch nimmt man sich in Frankreich einfach
viel mehr Zeit fürs Essen: Erst wird einmal die Speisekarte von der
ersten bis zur letzten Zeile studiert, dann darüber diskutiert,
anschließend ein Wein ausgewählt... Es gilt in Frankreich als oberstes
Gebot der Höflichkeit, dass der Kellner dem Gast ausreichend Zeit dafür
gewährt. Das hat in einigen Fällen, vor allem mit amerikanischen
Touristen, die sich ignoriert gefühlt haben, schon zum Streit geführt.
7. Im Novotel, Ibis oder ähnlichem absteigen. In
Frankreich gibt es sehr viele mittelgroße, familiengeführte Hotels, wo
sehr viel Wert auf persönlichen Service gelegt wird. Es wäre schade,
lediglich zugunsten einer 24-Stunden-Rezeption darauf zu verzichten.
8. Sich an der Rezeption über die fehlende Decke
beschweren. Die Decke ist da! Sie besteht halt einfach nur aus einem
Leintuch, das fest unter die Matratze gesteckt ist :) ...
9. Eine öffentliche Toilette benützen. Aus offensichtlichen Gründen: Verkneift es euch besser :) Auf unserer Reise konnten wir einen Touristen beobachten, der davon nichts wusste. Er hat die Tür einer Toilettanlage in einem Park geöffnet und ist mit blassem Gesicht zurückgewichen, als hätte er dort eine Leiche entdeckt...
(Hier gibt es jetzt kein Foto.)
10. Luft holen in Stiegenhäusern und Passagen. Hängt mit dem vorigen Punkt zusammen.
11. Auf der Route des Crêtes plötzlich Höhenangst entwickeln. Die Kammstraße über den Grand Canyon du Verdon ist nur etwas für Hartgesottene. Weitestgehend ohne Leitplanken bleibt zumindest dem Beifahrer der nur in eine Richtung befahrbaren Rundstraße ab und zu mal vor Schreck die Luft weg.
12. Einen Zebrastreifen benützen. Es gibt in Frankreich Zebrastreifen, aber genauso könnte es sie nicht geben. Einige Male haben wir versucht auszutesten, wie lange es dauert, bis ein Auto stehenbleibt, wenn ein Fußgänger am Rande eines Zebrastreifen steht. Wir wissen es nicht, weil wir jedes Mal irgendwann gelangweilt aufgegeben haben. Am besten ein Gebet sprechen und einfach losgehen...
13. Im Kreisverkehr die Nerven verlieren. Ich glaube, in keinem Land der
Welt gibt es soviele Kreisverkehre wie in Frankreich. Es gibt sie in
allen Variationen, mehrspurig, mit Ampeln, mit unterschiedlichen
Vorrangregelungen ... Leider entbehrt der Kreisverkehr in Frankreich
jegliche Sinnhaftigkeit, weil kein Autofahrer vor Verlassen des
Kreisverkehrs den Blinker betätigt. Vor jedem Kreisverkehr entsteht daher regelmäßig ein kleinerer oder größerer Stau. Einfach nicht ärgern :)
14. Die Autobahnen nutzen. Die französischen Autobahnen sind sehr gut ausgebaut, die Maut aber auch sehr teuer. (Vignette gibt es übrigens keine, man zahlt bei jeder Abfahrt.) Macht aber nichts, auf den Landstraßen sieht man ohnehin mehr.
15. Ein Gespräch auf Englisch beginnen. Entgegen dem allgemeinen Klischee können die Franzosen in Südfrankreich sehr gut Englisch. Es öffnet einem aber ganz andere Türen, wenn man wenigstens ein paar Worte Französisch herausquetscht... Wenn das nicht funktioniert, kann man es auch einfach mit Deutsch probieren. Überraschend viele Franzosen, denen wir auf unserer Reise begegnet sind, konnten wenigstens ein paar Worte Deutsch!
16. In der Nacht in Marseille ankommen. Wie ich in meinem Blogbeitrag über Marseille umfangreich geschildert habe, ist Marseille viel besser als sein Ruf. Trotzdem kostet es ein wenig Überwindung, aus dem Auto auszusteigen, wenn man nach Einbruch der Dunkelheit das erste Mal in Marseille ankommt...
Dazu passend:
17. In Marseille Sandalen tragen. Insbesondere abseits der Touristenpfade sind die Straßen teilweise regelrecht mit Müll übersät. Wir mussten ein bisschen schmunzeln, als uns der Rezeptionist in unserem Hotel begeistert erzählt hat, dass Marseille nun viel sauberer ist als noch vor wenigen Jahren... What the fuck? Aber gut, fairerweise muss man sagen, dass daran wahrscheinlich auch der teilweise scharf durch die Straßen fegende Mistral Schuld ist.
18. Einen "raschen" Abstecher nach Saint Tropez machen. Saint Tropez ist ein kleines Dorf mit Hafen, mehr nicht. Dementsprechend führt auch nur eine kleine Straße dorthin, die selbst in der Nebensaison heillos verstopft ist. Meines Erachtens lohnt sich der Zeitaufwand nicht...
19. Mit dem Auto nach Monaco fahren. Die Orte der Côte d'Azur kann man sehr gut mit der Bahn bereisen. Das gilt auch für Monaco. Da Monaco vor allem unter einem massiven Platzmangel leidet, sind Parkgaragen dort nicht nur unendlich teuer, sondern auch unterdimensioniert. In der Hauptsaison kann es passieren, dass es im ganzen Land keinen Parkplatz mehr gibt. Die Bahnfahrt dagegen kostet sehr wenig und ist komfortabel.
20. Mit vollem Kofferraum anreisen. Frankreich ist eben nicht nur das Land des guten Essens, sondern auch das Land der Mode. In jeder Kleinstadt reiht sich eine nette Boutique an die nächste. Hier zu widerstehen ist schwer. Und schließlich möchte man ja auch einige kulinarische Andenken mit nachhause nehmen... Deshalb besser nur mit halb gefüllten Koffern anreisen. Anders als bei uns gibt es in Frankreich an jeder Ecke Waschsalons; also lieber einmal Waschen gehen als zuviel mitnehmen.
Danke für eure virtuelle Begleitung - bis zur nächsten Reise! :)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen